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Hidaya

Autobiografischer Roman

Hidaya beschreibt die sechsjährige Reise des Autors, die ihn schließlich nach Sumatra führt. Diese Reise ist eine Odysee besonderer Art und beginnt damit, dass der Autor, angewidert von seinem ihm sinnlos erscheinenden Leben, spontan seine Arbeitsstelle in Frankfurt verlässt und sich nach Spanien durchschlägt. Aus philosophischen Gründen versucht er, sich aller materieller Dinge zu entledigen und legt tausende Kilometer zu Fuss, ohne Geld, Pass und Gepäck zurück, bis er schließlich in einem kleinen Einbaum mitten auf dem indischen Ozean seine wahre Identität findet.

Das Buch beschreibt den Versuch, den eigenen Eingebungen, dem inneren Führer, bedingungslos zu folgen. Die Eingebungen und äußeren Situationen vergleicht der Autor mit Wellen. Diese Wellen gilt es zu erkenen und "auf ihnen zu reiten", wenn sie ihn zu neuen Ufern tragen sollen, denn die rationale Analyse einer Situation und die logische Folgerung allein reichen niemals aus, um dem ständigen Fluss des Lebens und Gottes Willen gerecht zu werden. Wellenreiten wird ihm zum Symbol und er fängt es auch auf materieller Ebene an, um die Gesetze des Wellenreitens besser zu verstehen. Das verschlägt ihn schließlich auf eine Insel süd-westlich von Sumatra, wo es die höchsten Wellen der Welt gibt. Dort fällt ihm eine englische Übersetzung des Koran in die Hände, und die Wellen bekommen einen Namen: Hidaya.

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Unten Bilder von Habib's Reise,
die im Paperback nur in Schwarz-Weiß
und beim kindle gar nicht vorhanden sind.

Ich flog nach Madagaskar mit meinem Mountain-Bike, und fuhr auf kleinen Pfaden, wo kein Auto und Motorrad mehr fahren konnte, vom Hafen von Tamatave entlang der Ostküste nach Norden.

Mit einem Boot ging es auf die Insel Saint Marie. Diese Insel war einst eine Basis von Piraten gewesen, die von hier Schiffe auf dem Weg nach Indien angriffen. Und hier hatte ich eine Art von "Erleuchtung"!

Mit dem Teleskoparm eines riesigen Baukranes wurden die Teile der 40m hohen Regale zu den Männern gebracht, die in luftiger Höhe die Eisenstangen montierten. Andere Arbeiter waren dabei, Sprinkleranlagen zu installieren, und wieder andere schraubten an den gewaltigen Spezialkränen herum, die später computergesteuert die Regale mit Produkten wie Hundefutter, Fernsehern oder Rasierschaum füllen sollten.


"Nimmst du den Böhler?" fragte Peter.
"Mach ich!" erwiderte ich und stapfte zum Lieferwagen, um den Pressluftbohrer herbeizuschleppen. Dann schloss ich die dicken Schläuche an den Kompressor an, schaltete ihn ein, stülpte mir den Ohrenschutz über und fing an loszuhämmern.

Kurz hinter der Pont d'Avignon hielt ein kleiner Lieferwagen, ohne dass ich getrampt hätte. In der rostzerfressenen Klapperkiste saßen ein Zigeuner und ein Monster von einem Hund, und auf dem Armaturenbrett breitete eine kleine Plastikstatue der Jungfrau Maria einladend ihre Arme aus.

Ich kaufte mir noch große Papierbögen, setzte mich dann auf die Straße und fing an zu malen. Neben mich stellte ich ein Töpfchen und legte Kleingeld hinein, um den Sinn klarzumachen: Spenden willkommen! Das brachte zwar weniger Geld als das Betteln, aber ich saß nun an einem schönen Platz direkt an der Kathedrale, dem Plaza de la Virgen, an dem Hunderte weiße Tauben lebten.

Davide brachte mich später zu den Höhlen, ein Fußmarsch von einer halben Stunde vom Zentrum Granadas entfernt. Steile Hügel, zu dieser Jahreszeit noch grün und blumenbewachsen, waren übersät mit Höhleneingängen.

Die Höhle war klein und viel Schutt lag davor, besaß aber einen hübschen nierenförmigen Raum und intakte Wände, das heißt, der Sandstein war noch mit einem Gemisch aus Zement und Kalk beschichtet. Zwei Wochen brauchte ich, um aus dem Schutt eine Terrasse zu bauen, die Höhle zu streichen, den Boden auszubessern, und geeignete Möbel und Geschirr vom Sperrmüll anzuschleppen.

Man hätte nie gedacht, nur eine halbe Stunde vom Zentrum einer Großstadt entfernt zu sein, denn das Einzige, was man von der Zivilisation mitbekam, waren die Kirchenglocken. Im Morgengrauen begannen die Vögel mit einem Konzert, ein kleiner Kiefernwald zog sich von der Höhle den Canyon hoch, die umliegenden Hügel waren mit Buschwerk, Kakteen und Agaven bewachsen, und man sah noch Umrisse der ältesten Höhlen.


Das Zentrum von Cadiz besaß die urige Atmosphäre einer alten Hafenstadt, und auch das Schnorren lief hier ausgezeichnet, so dass ich mir Luxusgüter wie Haschisch und Schokoladencroissants leisten konnte.


In Tetouan führte er mich durch ein Labyrinth von kleinen Gassen und verwinkelten Plätzen, so dass ich bald völlig die Orientierung verloren hatte. Eine geheimnisvolle Welt, aber weil für mich undurchschaubar, auch irgendwie bedrohlich.


Ich umging Chechaouen und fand bald genügend kleine Pfade, die mich weiter nach Süden brachten.

Hier in Oran war zum ersten Mal etwas vom Ausnahmezustand zu spüren. Bereitschaftspolizei in dunkelgrünen Uniformen, mit schusssicheren Westen, Helmen und Schilden, und Barrikadebrecher, die wie Schneepflüge aussahen, riegelten manche Straßenzüge ab.

Ich kam durch endlose Wälder und ging den ganzen Tag, ohne ein Ende zu erreichen.


Dann, nach fast genau drei Monaten Fußmarsch, erreichte ich schließlich Santiago de Compostela, und zwar gerade richtig zu dem Fest, mit dem der Apostel jedes Jahr geehrt wurde. Ein gigantisches Feuerwerk ließ die mächtige Kathedrale erglühen und gleißende Feuerbäche stürzten an ihr herunter in die Tiefe.

Ich richtete ein arabisches Zimmerchen mit Perserteppich, Polstern und einem kleinem Tisch ein, bestückte das Kaminzimmer mit einem Sofa und Sesseln, und das dritte Zimmer mit einem Gästebett.

Die Höhle hatte drei Zimmer und einen Kamin, eine Terrasse und einen wunderbaren Panoramablick auf den Generalife und den Palast der Alhambra. Hinter der Terrasse fiel der Hang vier Meter steil ab.


Ich hatte nur eine ungenaue Beschreibung, wo das Tipi-Dorf zu finden sein sollte, aber als ich auf gut Glück das erste Seitental hochstiefelte und dem klaren Bach immer weiter bergauf folgte, der mich durch einen schattigen Eukalyptushain führte, stand unversehens ein fast fünf Meter hohes Tipi vor mir.

Das alte Häuschen lag etwas abgelegen von der Siedlung und bestand nur aus einem Zimmer mit Kamin. Dahinter fing ein kleiner Eukalyptuswald an und ungefähr 100m weiter rauschte der Fluss Guadelfeo vorbei, meine eiskalte Badewanne.


Vor dem Häuschen befanden sich ein Feigenbaum, der zur Zeit wohlschmeckende Früchte trug, ein paar Granatapfelbäumchen und eine mit köstlichen Weintrauben überwachsene Terrasse. Die ganze Gegend war überdies voll mit Orangen-, Zitronen- und Mandelbäumen.


Die Schlucht besaß eine karge, urzeitlich wirkende Vegetation. Hütten mit Palmendächern standen verstreut herum, das Meer warf seine Wogen auf weiße Sandsteinfelsen, und es gab einen kleinen kiesbedeckten Strand.


Ich schleppte mein Surfbrett von dem kleinen Örtchen, das sich einfach nur Playa nannte, zur Playa del Inglès, setzte mich in den Sand und studierte die Wellen.

Ich baute eine rund 1,50m hohe Plattform vor die Höhle, suchte mir Stöcke und Palmwedel zusammen, und konstruierte mir ein Dach. Den Boden legte ich mit gefundenen Strandmatten aus: fertig war die Surfklause!


Das Wasser war hier türkisfarben, ging über in azurblau und bildete einen scharfen Kontrast zu der rötlichen Erde von Lanzarote und der Isla de Lobos, die man bei der klaren Luft greifbar nahe wähnte.

Der Bus hatte eine Panne und hielt kurz vor dem Tal von Valle Gran Rey. Statt auf einen Ersatzbus zu warten wie die anderen Passagiere, ging ich zu Fuß los, weil ich zu nervös war, um dort tatenlos herumzusitzen. Tief unten an der Küste sah man weiße Schaumränder, und ich wusste sofort, dass das hohe Wellen bedeutete.


Es ging mit einem Boot nach Tomok auf der Insel Samosir, die in der Mitte des Sees lag.

Jeden Morgen bei Dämmerung ging ich die Küste entlang zu einer relativ einsamen Stelle, wo ich mir mit Kokosschalen einen runden Meditationsplatz abgesteckt hatte. Dort saß ich meist über eine Stunde lang und konzentrierte mich auf meine Atmung, obwohl Mücken anfingen, mich zu piesacken, und die Beine bereits nach einer halben Stunde schmerzten.


Von Padang ging es über Bukittinggi zum See Maninjau, der ein wunderbares Panorama bot und eine Hauptattraktion für ausländische Touristen in West-Sumatra bildete.

Kunstvoll angelegte Reisterrassen, deren Grün das Auge blendete; Kokospalmen, Bambushaine und Dschungeldickichte; rauschende Flüsse und kleine Bewässerungskanäle; Bambushütten und Dörfer mit hübschen Moscheen; all das vereinigte sich zu einem kleinen Garten Eden.

Gott gab mir in der Tat eine schöne Wohnstatt in dieser Welt, tatsächlich wesentlich schöner, als ich es gehofft hatte, oder es mir auch nur hätte erträumen können, als ich Deutschland verließ.