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Verschiedene Ruqyah-Behandlungstechniken

Die folgenden Techniken basieren zumeist auf Berichten des Propheten s.a.w. und wurden von Raqis erprobt und teilweise weiterentwickelt. Bevor man diese Techniken benutzt, muss man die bereits erwähnten Eingangsmaßnahmen befolgen, wie auf im Kapitel "Das Heilen" beschrieben.

Handauflegen

Uthman ibn Abil r.a. berichtete, dass er sich bei dem Gesandten Allahs über Schmerzen beklagte, die er in seinem Körper gefühlt hatte seit der Zeit, da er Muslim geworden war. Der Gesandte Allahs s.a.w. sagte zu ihm: "Lege deine Hand auf den Teil deines Leibes, wo du Schmerzen fühlst und sage: ,Bismillah (im Namen Allahs) dreimal, dann sage siebenmal ,A`udhu bi`izzat-illah wa qudratihi min sharri maajid wa uhadhir' (Ich suche Zuflucht in der Herrlichkeit und Macht Allahs vor dem Bösen von dem, was ich fühle und mir Sorgen macht.)" [Muslim]

Man lege die Hand für 3-5 Minuten auf die betreffende Stelle und rezitiere Verse aus dem Koran, besonders diejenigen, die im Anhang aufgeführt sind oder soweit man sie auswendig weiß, und sehe die Reaktion des Patienten.

Wenn eine Reaktion des Patienten erfolgt, wie Weinen, Stöhnen, Zittern oder Aufstoßen, sollte man das Rezitieren fortführen, bis der Patient sich übergibt. Oder Schlagen auf die betroffenen Stellen oder den Rücken, und dem Dschinn befehlen, den Körper zu verlassen, indem man z.B. sagt: "Ukhruj ya AduwAllah " (Heraus mit dir, Feind Allahs).

Wenn kein genauer Punkt des Schmerzes lokalisiert werden kann, lege man die Hand auf den Scheitelpunkt des Kopfes und rezitiere, neben anderen Versen, auch Sure Hud, Vers 56:

Inni tawakaltu 'alAllahi rabbi wa rabbikum maa min daabbatin illa huwa achisun binaa shiyatihaa. Inna rabbi 'ala shiraathim-mustaqiem.

Ich aber vertraue auf Allah, meinen Herrn und euren Herrn. Kein Geschöpf bewegt sich (auf Erden), das Er nicht an seiner Stirnlocke hielte. Seht, mein Herr ist auf dem geraden Weg.

Klopfen / Schlagen

Klopfen oder Schlagen ist die Technik, die man gemeinhin benutzt, wenn bereits eine Reaktion erfolgte, nachdem man Ruqyah-Verse rezitiert hat. Das Ziel ist, den oder die Dschinn aus dem Körper zu vertreiben, wie dies der Gesandte Allahs s.a.w. getan hat, einstimmend berichtet in mehreren Ahadith, wie z.B. von Mathar bin Abdurrahman Al-A'naq, der von einem geisteskranken Mädchen erzählt, die gefesselt zum Propheten s.a.w. gebracht wurde. Nachdem ihre Fesseln gelöst waren und sie mit dem Rücken zum Propheten s.a.w. saß, schlug der Prophet s.a.w. auf ihren Rücken, während er mehrmals sagte: "Ukhruj ya AduwAllah " (Heraus mit dir, Feind Allahs). Dann betete er und rieb sich mit den Händen über das Gesicht, und das Mädchen war geheilt. (1)

Statt auf den Rücken schlagen, kann man auch rhythmisch auf den Kopf klopfen (natürlich nicht zu stark), oder auf die Schultern oder die Brust, wie dies auch vom Propheten s.a.w. berichtet wurde, als er Uthman bin Abi Ash r.a. behandelte, der oft die Anzahl der Rakaat im Gebet vergaß. (2)

Druck ausüben

Diese Technik (3) übt Druck aus, indem man mit den Fingern auf betroffene Stellen drückt, während man Ruqyah-Verse zitiert. Diese Technik eignet sich auch, um die Stelle zu lokalisieren, wo sich der Dschinn versteckt, indem man entlang der Blutbahnen drückt, und an den Stellen, die gemeinhin auch zum Schröpfen (Hijamah) benutzt werden. Man kann ebenfalls entlang der Wirbelsäule drücken.

Sollte eine Reaktion des Patienten erfolgen, wie z.B. dass er stöhnt oder aufschreit bei bestimmten Stellen, sollte man sicherstellen, dass es der Dschinn im Patienten ist, der den Schmerz fühlt, und nicht der Patient. Man stellt sicher, dass der Patient wach ist, indem man ihn Istighfar rezitieren lässt und mit ihm spricht. Ist der Patient nicht bei Bewusstsein oder nur Halbbewusstsein, weiß man, dass dies die Stelle ist, wo sich der Dschinn aufhält.

Um zu verhindern, dass der Dschinn sich bewegt und an einer anderen Stelle versteckt, rezitiere man Sure Yasin, Vers 9 mit der Intention, den Dschinn einzu-sperren. Dann blase man auf Zeige- und Mittelfinger und beschreibe mit ihnen einen Kreis um die betroffene Stelle (entgegen dem Uhrzeigersinn).

Wa ja'alnaa min baini aidiehim saddan wa min chalfihim saddan fa-aghschainaahum fahum la yubshiruun.

Und Wir haben vor ihnen einen Wall errichtet und ebenso hinter ihnen einen Wall (errichtet), und Wir haben sie verhüllt, so dass sie nicht sehen können.

Dann benutze man weitere Techniken, um den Dschinn auszutreiben oder zu eliminieren.

Streichen

Diese Technik eignet sich, um Schmerzen zu lindern, wie von Aisha r.a. berichtet, als Rasulallah s.a.w. auf dem Sterbebett lag und die Mu´awidhatan (die beiden letzten Suren des Qur'an rezitierte), dann auf seine Hände blies und mit ihnen seinen Körper einrieb. Als er zu schwach dazu war, tat Aisha r.a. es für ihn. (4)

Sie eignet sich aber auch zum Heilen, wie berichtet von Ibn Abbas r.a., dass eine Frau ihr krankes Kind zum Propheten s.a.w. brachte und ihm sagte, es wäre verrückt (besessen). Der Prophet s.a.w. zitierte Qur'an und Du'a und strich dann über die Brust des Kindes, worauf es sich erbrach und ein kleines Wesen aus dem Mund des Kindes kam, das sich bewegte.

Normalerweise versucht man, die Krankheit oder den Dschinn auszutreiben, indem man in Richtung Mund streicht, z.B. entlang der Wirbelsäule oder vom Bauch nach oben.

Blasen

Diese Technik wurde oft vom Propheten s.a.w. verwendet, sowohl mit etwas Spucke als auch ohne. Man rezitiert Ruqyah-Verse und bläst dann kräftig auf die betroffenen Stellen mit der Intention, den Zauber oder den Dschinn zu verbrennen und zu zerstören, und den Patienten zu heilen.

Visualisierung

Bei der Visualisierung bittet man Allah z.B. den Finger in der Welt des Dschinn zu einen glühenden Dorn zu machen, mit dem man den Dschinn quält. Oder man bittet Allah, die Handkante ein Schwert werden zu lassen, die Faust zu einem Eisenhammer, das besprochene Wasser zu Gift usw. Wie der Prophet s.a.w. sagte, hängt alles von der Intention ab, und in der spirituellen Welt hat dies drastische Effekte.

Behandlung mit Kerzen

Eine sehr effektive Methode ist das Benutzen von Kerzen bei der Rezitation. Wenn der Patient liegt, werden an seine nackten Fußsohlen Kerzen gestellt, die vorher besprochen wurden, am besten zwei für jeden Fuß. Der Patient soll sehen, dass die Kerzen nicht so nahe an der Sohle stehen, dass sie ihm Schmerzen zufügen oder gar verbrennen könnten, damit er weiß, dass bei der anschließenden Koranrezitation, bei der der Dschinn "aufwacht", es der Dschinn ist, der den Schmerz erleidet, diesen aber in gewissem Maße dem Patienten überträgt, sodass auch der Patient an der Hitze leidet. Dies wird den Patienten hoffentlich dazu bringen, dem Schmerz standzuhalten, da er weiß, dass nicht er in Wirklichkeit verbrannt wird, sondern der Dschinn.

Das Töten im Traum

Man kann Dschinn, und ggf. auch Zauberer und jene, die die Magie in Auftrag gegeben haben, im Schlaf töten. Vor dem Schlafengehen rezitiert man den Thronvers 11-mal und dann den zweiten Teil von Vers al-Baqarah 148 minimal 11-mal, aber besser 30, 50 oder gar 100-mal:

Aina maa takunuu ya'tibikumullahu jamie'aan. InnAllaha 'ala kulli schain qadier.

Wo immer ihr auch seid, Allah wird euch allesamt zusammenführen; wahrlich, Allah hat Macht über alle Dinge.

Bevor man einschläft, muss man den Vorsatz fassen, den Qur'an über alles zu lesen, was einem im Traum begegnet, und seine Feinde zu töten, wer immer sie auch sein mögen, und bittet Allah, einem zu helfen. Wenn man dies tut, wird die Person oder das Wesen, das man im Traum trifft, versuchen zu fliehen. Man muss es verfolgen, bis man es gefangen hat, und liest dann den Qur'an, vorzugsweise den Thronvers oder was einem leicht fällt, bis man es getötet hat. Man kann die Person oder das Wesen fangen, indem man es im Traum mit der Hand greift, oder es mit den Augen anvisiert, denn solange man es anschaut, kann es nicht verschwinden. Wenn es versucht zu fliehen, rezitiert man wieder den zweiten Teil von Baqarah 148, und man wird es inshaAllah leicht fangen können.

Sollte der Dschinn auf einen pressen, und man fühlt Gewicht auf einem und ist wie gelähmt, keine Panik! Nicht mit dem Dschinn ringen, einfach nur ihn fest packen, im Kopf den Thronvers rezitieren bis die Zunge frei ist, und dann weiter den Koran zitieren, bis der Dschinn tot ist.

Man sollte nicht erstaunt sein, wenn man in den nächsten Tagen von dem Tod der Person hört, die man der Zauberei verdächtigt hatte.

(1) Thabrani in al-Haitsami, Majma'uz Zawa'id 9/3
(2) Ibn Majah
(3) Berichtet von Aisha r.a. und Sufyan bin 'Uyainah r.a.
(4) Buchari, Muslim

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Konversation mit Dschinn
Wenn man mit Dschinn spricht, ist dies eine Gelegenheit, die Situation zu verbessern. Oft ist der Dschinn nicht aus eigenem Willen im Körper des Patienten, sondern wurde selber dazu gezwungen...

Ruqyah - Islamischer Exorzismus

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